Tipps und gute Ratschläge

7 Tipps zum Wildwechsel

Stefanie Ruppe
18. März 2024  |   Lesezeit: 6 Min.
Vorsicht Wildwechsel! Das gilt nicht nur im Herbst, sondern auch im Frühjahr. Vor allem Jungtiere sind es, die nach den frostigen Wintermonaten aktiv sind. Dabei geht es nicht nur um die Suche nach Futter. Vor allem geschlechtsreife männliche Rehe sind auch auf der Suche nach einem eigenen Revier. Um fündig zu werden müssen sie natürlich große Strecken zurücklegen und dabei auch etliche teils stark frequentierte Straßen überqueren.

Sowohl für Auto- als auch Motorradfahrende kann das überaus gefährlich werden. Denn selbst wenn ein Jungreh „nur“ 15 kg auf die Waage bringt, wirkt es bei einer Kollision mit 100 km/h wie ein ausgewachsener Ochse.

In Deutschland ereignen sich jährlich rund 230.000 Wildunfälle. Die meisten davon passieren lt. einer aktuellen Statistik vom Deutschen Jagdverband mit Rehwild (90 %). Erst danach folgen Schwarz, Dam- und Rotwild. (Quelle: https://www.jagdverband.de/sites/default/files/2024-02/2024-01_Infografik_Wildunfall_Statistik_2022_2023.jpg)

# 1 Augen auf in den frühen Morgenstunden und in der Dämmerung

Wildtiere sind vor allem zum Anbruch des Tages und in der Dämmerung am Abend aktiv. Also genau zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr. Nehmen Sie zu diesen Zeiten in der Nähe von Feldern und Waldrändern sowie bei besonders kurvigen Strecken den Fuß vom Gas. Berechnungen des Deutschen Jagdverbandes zeigen, dass Sie nur bis zu einer Geschwindigkeit von 80 km/h eine reelle Chance haben, Ihr Fahrzeug vor dem Wild zum Stehen zu bringen. (Quelle: https://www.jagdverband.de/sites/default/files/Broschuere_Wildunfaelle.pdf) Bleiben Sie aufmerksam und stets bereit zum Bremsen.

#2 Umsichtig verhalten, wenn Wild im Scheinwerferkegel auftaucht

Meist sind es nur Bruchteile von Sekunden, die Ihnen bleiben, wenn ein Tier vor Ihrem Scheinwerfer auftaucht. In der Regel ist das Tier geblendet und deshalb orientierungslos. Es bleibt wie paralysiert stehen. Jetzt gilt es Ruhe zu bewahren und beherzt zu handeln.

  • Blenden Sie ab!
  • Halten Sie Spur!
  • Halten Sie beide Hände fest am Lenkrad!
  • Bremsen Sie kontrolliert!
  • Hupen Sie, um das Tier noch zu verscheuchen!

#3 Fahrt nach vermiedener Wild-Kollision langsam fortsetzen

Ist es Ihnen gelungen einen Zusammenstoß zu vermeiden, dann setzen Sie Ihre Fahrt langsam (!) fort. Denn oft sind die Tiere im Rudel unterwegs. Nach wenigen Minuten folgt weiteres Wild.

#4 Richtiges Verhalten bei Wildunfall

Nicht immer ist es möglich einen Wildunfall zu vermeiden. Schon die buchstäbliche Schrecksekunde kann es unmöglich machen, mit Ihrem Fahrzeug noch vor dem Wild anzuhalten. Ist es zu einem Wildunfall gekommen, dann:

  • Schalten Sie die Warnblinkanlage ein!
  • Ziehen Sie sich eine Warnweste über!
  • Sichern Sie die Unfallstelle mit einem Warndreieck!
  • Leisten Sie – falls nötig – bei verletzten Begleitpersonen Erste Hilfe!
  • Ziehen Sie ggf. das verendete Tier – falls möglich – weg von der Fahrbahn auf den Randstreifen. Achtung: Infektionsgefahr. Fassen Sie das Tier grundsätzlich nur mit Handschuhen an!
  • Ist das Tier noch am Leben, dann fassen Sie es nicht an. Denn es könnte Sie im Überlebenskampf verletzen!
  • Wählen Sie die 110 und melden Sie den Unfall bei der Polizei!
  • Warten Sie bis die Polizei oder der Jäger eintrifft!
  • Lassen Sie sich für Ihre Versicherung eine Bescheinigung über den Wildunfall ausstellen!

#5 Auch Wildunfall ohne Schaden am Fahrzeug melden

„Puh!“ - Mögen Sie sich nach einem leichten Wildunfall ohne Schaden am Fahrzeug denken. „Nochmal Glück gehabt.“ Aber bedenken Sie: Das Tier hatte womöglich deutlich weniger Glück. Es kann schwer verletzt und voller Adrenalin geflüchtet sein. Deshalb müssen Sie jeden Wildunfall unabhängig eines Schadens am Fahrzeug bei der Polizei melden. Diese informiert den Jäger, der dann nach dem Tier sucht und es - bei schweren Verletzungen - von seinem Leiden erlöst.

#6 Totes Tier nicht mit nach Hause nehmen

Der Wildunfall verlief glimpflich. Ein Schaden am Fahrzeug ist nicht zu erkennen. Da könnten robuste Gemüter doch glatt geneigt sein, das tote Reh kurzentschlossen in den Kofferraum zu packen, um es zuhause zu Rehbraten zu verarbeiten. Aber Achtung: Das ist streng verboten. Es gilt als Wilderei und wird mit empfindlichen Strafen geahndet.

#7 Wegen Kleintieren keine Vollbremsung vornehmen

Ob Eichhörnchen, Igel, Fuchs oder Feldhase: Bei einer drohenden Kollision mit Kleintieren ist es nicht erlaubt, eine Vollbremsung vorzunehmen. Käme es durch ein solches abruptes Bremsmanöver zu einem Auffahrunfall durch ein nachfolgendes Fahrzeug, dann würden Sie mindestens eine Mitschuld daran tragen.

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