Ulrike, wie bist Du zum Motorradfahren gekommen?
Motorräder haben mich immer schon sehr interessiert. Wie es aber wohl bei vielen Jugendlichen ist, lag die Priorität zunächst auf dem PKW-Führerschein. Ich habe Abi gemacht, studiert, war Berufsanfängerin und habe eine Familie gegründet. Im Herbst 2020 sind wir mit den Kindern unterwegs gewesen und mit unserem Auto hinter einer Gruppe Motorradfahrer hergefahren. Da waren auch Frauen dabei. Damals wurde ich schon ziemlich sehnsüchtig nach diesem Gefühl und erinnerte mich an meine frühere Begeisterung. Meine Frau hat mich dann dazu ermuntert, mich endlich bei einer Fahrschule anzumelden und den Schein zu machen. Gesagt, getan – seit Mai habe ich den Führerschein.
Was ist das schönste Gefühl beim Motorradfahren?
Das Schönste für mich ist, dass ich in der Zeit, in der ich auf dem Motorrad unterwegs bin, an nichts anderes denke. Das Kopfkino ist einfach ausgeschaltet. Das ist mir in der Fahrschule schon aufgefallen. Ich schaue auf die Kurven und genieße den Sound des Bikes. Trotz der ganzen Schutzkleidung schenkt einem das Motorradfahren ein ganz besonderes Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit.
Warum war es für dich klar, dass du ein Motorrad-Fahrsicherheitstraining machst?
Weil ich Anfängerin bin und vieles noch nicht gut beherrsche. In der Fahrschule lernt man eine Menge, trotzdem hatte ich nach der Prüfung nicht das Gefühl, dass ich jetzt alles kann. Was mir fehlte, waren Erfahrungen, etwa beim langsamen Fahren, beim Rangieren des Motorrads, beim Anfahren bergauf oder in engen Passagen. Wie fahre ich optimal in eine Kurve, was mache ich, wenn ich mich mal verschätze? Man fühlt sich sicherer, wenn man dafür ein Gespür bekommt.
Wovon hast du am meisten profitiert?
Von der Gemeinschaft und vom Trainer. Wir hatten die Möglichkeit, uns auszutauschen und die Übungen immer wieder zu fahren. Tatsächlich hatte ich nach diesem Tag ein weitaus größeres Gefühl von Sicherheit.
Welche Übung hat dir am besten gefallen?
Die Bremsübungen haben mich begeistert … Egal ob Vollbremsung, Bremsen nur mit der Vorderrad- oder nur mit der Hinterradbremse. Aber auch die Kurvenübungen waren toll. Wie fahre ich in eine Kurve rein, wie ist die ideale Blickführung, wie drücke oder lege ich das Motorrad … das sind alles spannende Fragestellungen, denen wir ganz praktisch nachgegangen sind.
Gab es etwas, was dich überrascht hat beim Training?
Mit vielen Herausforderungen stehe ich nicht alleine da. Das war eine gute Erfahrung. Es ist auch für andere schwierig, das Motorrad aus einer Parklücke zu rangieren oder an einer Steigung anzufahren, ohne die Maschine abzuwürgen. Auch die Sorge, die Kontrolle über die Maschine zu verlieren, wenn man sehr langsam – also im instabilen Bereich – unterwegs ist, ist nichts Ungewöhnliches.
Du hast ein Frauen-Training gemacht, warum?
Ich glaube, wenn Frauen unter sich sind, geht es eher um die Gemeinschaft, um den Austausch. Gerade wenn man am Anfang steht, möchte man niemanden aufhalten oder ausbremsen, weil man eben noch nicht die Erfahrung hat und sich eher vorsichtig an alles herantastet. Ich habe mich wohl gefühlt, weil ich niemandem etwas beweisen musste. Manchmal steht im Straßenverkehr ein Typ auf seinem Motorrad an der roten Ampel neben mir und scheint mich herauszufordern – wer als erstes losfährt oder wer schneller weg ist … Dieses Gefühl gab es beim Training in Linthe gar nicht. Es war okay, dass wir alle etwas langsamer und vorsichtiger waren. Das hat das Frauentraining ausgezeichnet.
Vielen Dank, dass Du Dich für unsere Fragen zur Verfügung gestellt hast. Wir wünschen Dir viel Spaß und weiterhin gute Motorrad-Fahrten!